Russland "vor der Krim" 2. Teil

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Rolandderältere
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Russland "vor der Krim" 2. Teil

Beitrag von Rolandderältere »

Rolandderältere hat geschrieben:Dann soll es mal weiter gehen im Kaukasus:

Georgien
Verfasst am: So Sep 15, 2013 8:02 pm

Hallo,

in bester Laune können wir jetzt aus Georgien weiter berichten.

Unsere Ausreise aus Russland verlief, mittlerweile erwartungsgemäß, reibungslos.
Die Kontrolle der Zolldeklaration beschränkte sich auf einen Vergleich mit dem Nummernschild unserer heiligen Kuh.
Dann am Polizeischalter eine gründliche Kontrolle wohl sämtlicher Sicherheitsmerkmale, die unsere Russlandvisa und Reisepässe so in sich tragen: "Do swidanija"!
Das war´s.
Die schon im 2. Reisebericht erwähnte Frage nach unserer Registrierung blieb aus.
Für Reisende im Reise-Wohnmobil wohl wirklich kein Thema mehr.
Uff.

Am 25. August kamen wir, nach ebenfalls problemloser und korrekter Grenzabfertigung ("Welcome to Georgia") über die letzte Schranke in das Land.

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Es begrüßte uns auf der Stelle mit einer seiner auffälligsten Eigenarten:
Die unmöglichsten Autofahrer, die wir jemals kennen lernten!
Chaotischstes vorwärts drängen vieler bis zur vollständigen Blockade der Fahrbahn. So etwas ist uns von Reisen schon bekannt. Allerdings Jahrzehnte zurückliegend. In Russland können wir uns das nicht vorstellen. Nicht an einem Kontrollpunkt, der von Staatsbeamten geführt wird.

Unser Bericht über Russland fing ja auch mit den besonderen Verkehrsregeln an, die man sich erst einmal zu eigen machen muss, dann konnte man schon gut damit zurecht kommen. Heute sind wir den 22. Tag in Georgien, haben 2 Mal die Hauptstadt durchfahren und müssen leider sagen: So nett, wie die Georgier allgemein auch sind, beim Autofahren sind zu viele absolutes Gegenteil, so dass es zum Russischen Roulett in Georgien wird.
Wieder ist es das überholen, ebenfalls das heran preschen an jegliches Hindernis, wie z.B. eine rote Ampel, Baustellenhindernis oder gar Fußgängergruppe: Mit Hupe und überhöhtem Tempo, aber auch quietschenden Reifen. Das ist für uns in dieser Größenordnung wirkliches Neuland. Voraussehendes fahren noch mehr gefragt...

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Erster Übernachtungsplatz war für 2 Tage bei der berühmten Kirche vor dem 5033m hohen Berg Kazbek, die Touristenattraktion im Nordosten schlechthin. Die ca. 6 Km Strecke vom letzten Ort dort hin ist recht schmal und teilweise haarig. Damit Reparaturarbeiten überhaupt statt finden können, finden sie unter den Augen der Polizei statt.

Vom letzten Dorf im Tal werden andere Touristen mit Allradtaxis und Pferde die Serpentinen hoch befördert. Sportlichere Typen gehen fast Luftlinie per Pedes. 1,2 Stunden Aufstieg benötigten die schnellsten, die wir dort sprachen. "Richtige" Alpinisten waren aber auch bis kurz vor dem Kazbekgipfel dabei.

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Die Fahrt dort hoch hatte sich für uns gelohnt! Sollten wir hier doch gleich einen Vorgeschmack von dem bekommen, was uns in Georgien auf ca. 70 % der von uns ausgewählten Strecken bevorstand.

Die 3 Monate in Russland hatten wir westeuropäische Touristen ein wenig vermisst. Hier trafen wir an den ersten 2 Tagen ein vielfaches. Selbst 3 weitere Autotouristen waren dabei.

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Was man nicht alles unter einen Bann stellen kann:

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Nicht nur die nackte Haut oberhalb der weißen Turnschuhe im Hintergrund waren in der Kirche tabu, auch die Jeansbeine der Iris mussten mittels Tuch noch einmal verhüllt werden!
Notstandsmaßnahme?

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In dieser engen Linksserpentine bergab konnten wir bequem für dieses Foto anhalten.

Dass das Moniereisen auf Reifenhöhe bergauf und bei Gegenlicht dem linken Vorderachsreifen verdammt nahe kam, lässt mir jetzt noch Schweiß ausbrechen...
Die Fahrer der Allradtaxis kennen dieses Eisen sicher.

Unsere 5 Reifen leben jetzt noch in einem prima Zustand.
"Am Kazbek" oben verabschiedete sich aber wortlos Iris ihr Laptop, der neuere von unseren beiden, in die ewigen (?) Jagdgründe. Außer dem Kühlerlüfter und Ladekontrolle tat sich absolut nichts mehr. Hardware!
Der Fachmann in Tiflis tauschte auf Verdacht einige Komponenten aus - Fehlanzeige. Er meinte, das wohl defekte Motherboard könne man in einigen Tagen wohl per Amazon aus dem Ausland kommen lassen...
Blöd, dass auf den Festplatten gerade soo viele Informationen über Georgien sind. Schlimmer aber noch, sämtliche Programme für unser Navi ebenfalls (dann nur noch zuhause auf unserer großen Festplatte). Die Navikarten selbst haben wir aber auf SD Speicherkarten.


Tiflis oder Tibilisi, wie es hier nicht nur geschrieben, sondern auch ausgesprochen wird.

Gegensätze, wie sie wohl schon per Gesetz zu einer Hauptstadt zu gehören scheinen. Der Potsdamer Platz und Neukölln bestätigen das in unserer Hauptstadt auch.

Als Stadt lang, ewig lang gezogen.

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Alte und neue Pracht und Reichtum neben alter Pracht und nicht mehr Reichtum.

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In Tiflis suchten wir wieder einmal eine Touristinformation auf. Eigentlich nichts verwerfliches. Dass wir uns dann aber an den Stellplatztip von dort hielten, sollte uns eigentlich nicht mehr passieren:
Am Turtellake befindet sich ein ganz nettes Freizeitzentrum. Hier selbstverständlich mit einem bewachten Parkplatz. Beim Eingang erkundigte ich mich mittels Händen und Fingern, was das Parken denn so koste. 2 Lari, ca. 1 € für 12 Stunden hieß es. Nun gut, also 2 € für uns Langschläfer. Passt schon.

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Nach dem Einschlafen, gegen Mitternacht, weckte uns dieser Parkwächter aber recht unsanft und forderte sofort 10 Lari. Wir waren wieder in einer Umgebung gelandet, die den Tourismus in jeglicher Variante kennt...
Keine 2 Minuten, da hatten wir das Gelände verlassen und fanden einen ruhigen Platz in einem Wäldchen. Stinksauer ob dieses Versuches der Erpressung.
Sofort kam wehmütige Erinnerung an "unser Russland" auf.

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Unter Touristen geht die Mär um, wegen des Kampfes gegen früher angeblich schlimme Korruption bei der Polizei werden jetzt sämtliche Polizeistationen als durchsichtige Glaspaläste gebaut?
Genau wie in Russland erlebten wir bisher auch in Georgien noch nicht den kleinsten derartigen Versuch.

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Das liebe Geld regiert auch die Reisewelt.
Für Diridari, Zaster, Pinkepinke, Moneten oder wie man zur Kohle noch sagen mag, sollte man irgendwie vorher schon gesorgt haben. Wie man heutzutage damit unterwegs aber klarkommt, dafür haben Ökonomen und Politiker erfolgreich einiges auf die Beine gestellt.
Zwischen den, von uns in den letzten Jahren bereisten, Ländern gibt es eigentlich keinerlei Probleme im Geldverkehr mehr. Ein Schwarzmarkt und somit Geldschmuggel über die Grenzen ist ausgestorben, weil nicht mehr lohnend. Normale Mengen von "Restgeld" kann man mit über die Grenze nehmen und bei einem zugelassenen Geldwechsler, zum angemessenen Kurs, in die neue Währung umtauschen.
Die wichtigste Errungenschaft ist für uns aber der eigentliche Geldnachschub bei einer Langreise per Geldkarte und "Bankomat".
Absolut gebührenfrei und zum offiziellen Tageskurs "zieht" man sich mittlerweile weltweit jegliche Währung. Wir mit der VISA Karte, unsere von der DKB (Deutsche Kreditbank) ähnlich gut gewiss aber mit Karten etlicher anderer Gesellschaften, die nur so um unsere Gunst werben.
Wenn man von zuhause per Vertrag mit der Bank auch noch die richtigen "Einstellungen" (limitieren der monatlichen Auszahlsumme) für diese Karte gemacht hat, vermeidet man auch absolut sicher, dass bei einem Kartenverlust auch noch das Konto leer geräumt werden kann.
Für Partner (z.B. Ehepaare) gibt die DKB- VISA sogar 2 gleichberechtigte Karten heraus, bei der die verbleibende nach einem Verlust der einen weiterhin voll funktionsfähig bleibt.
Wer für "den Ernstfall" daheim keine Eltern oder die richtig guten Freunde hat, die bei einer außergewöhnlichen Katastrophe aushelfen, kann mit seiner Bank immer noch eine Überweisung ausmachen, die telefonisch per Passwort auf den Weg geht.
Vor 3 Jahren machten wir in Südeuropa unseren letzten Versuch, mit Traveller Cheques unterwegs "flüssig" zu werden. Nie wieder!
Etliche Banken lehnten den Ankauf glattweg ab, andere berechneten eine Gebühr bis zu 5%. Die 6% Verlust, incl. 1% Kaufgebühr, taten somit schon weh.

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Bilderrätsel!
Wer kennt diesen Herrn denn noch?
Der Zustand seines Ehrenmals zeigt die wechselhafte Anerkennung die er selbst in seinem Geburtsland Georgien erlebte.
Heute gibt es hier etliche Stalinstraßen und auch neue Denkmale.

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Das Straßennetz in Georgien gibt wieder alles her, was man sich so denken kann.
Hochmoderne Autobahnstücke an der Grenze zu Südossetien, gepflegte Alleen in Adjara, der südwestlichen autonomen Republik mit der Hauptstadt Batumi, akzeptable Hauptverbindungsstraßen allenthalben. Dann Ortsverbindungen, die ich einfach nur "Altlasten" nennen kann. Wer einen aussagekräftigen Überblick über dieses Land gewinnen möchte, lernt somit alles kennen. Da wir in der offiziellen Landkarte der Touristinformation, aber auch in unserem Navi, sämtliche Straßenzustände gezeigt bekamen, die entweder Geschichte oder Zukunftsmusik waren, bewegten wir uns zu ca. 70 % unserer Fahrzeit auf federbrecherischen Pistenresten.
Auf dem Weg zu einigen Zielen mussten wir umdrehen. Zur Rkoni Brücke sogar bei der Anfahrt von beiden Seiten, die die Karte zeigte.
Vom Süden aus war, wohl wegen Erdrutsch, nur noch ein Fußweg übrig, vom Norden war es diese Furt, bei der der Treiber seiner heiligen Kuh streikte und alle Beteiligten diese Strecke bei der vorzeitigen Rückfahrt noch einmal genossen. Die Wassertiefe versprach ein zu großes Risiko mit der Aussicht, bei diesem Spiel den 2. Sieg davon zu tragen. Gewitter vor und nach diesem Tag dort stellten auch noch einen wesentlich höheren Wasserstand in Aussicht.
"Schisser"? Nun wenn ja, dann aber auch ein bekennender!

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Hier die Dandalo Brücke. Ungefähr so hätte ein Foto von der Rkoni Brücke ausschauen sollen.
Vielleicht gar mit einer Eigenproduktion von der heiligen Kuh drauf:

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Hier hat wohl jemand etwas dagegen, dass mit unserer heiligen Kuh auch noch was anderes gemacht wird, als zu reisen.
Ich auch!

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Mit dem Neuland ist dieser Tage so ziemlich Schluss.
Wahrscheinlich morgen werden wir über die Grenze in die Türkei fahren. Ab da sehen wir die weitere Fahrt bis nach Bayern dann als Rückreise an.
Wie beim letzten Bericht soll das dann erst wieder einmal heißen, dass unser www Zugang nicht sicher ist und der folgende Bericht wieder auf sich warten lassen kann.

Vertreibt Euch bitte diese Zeit nur mit angenehmen

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und seid von einem schönen Flussufer in der Nähe von Akhaltsikhe in Georgien
wieder einmal recht herzlich gegrüßt

von der Iris mit ihrem älteren Roland

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Türkei bis in den Heimatstall
Verfasst am: Sa Okt 26, 2013 1:07 pm

Hallo,

wie letztlich schon als möglich angekündigt, gab es dann bis nach Niederbayern kaum noch Internet für uns, vor allem wurde der Sog der heimischen Stallluft dermaßen stark, dass unterwegs keinerlei Zeit mehr für den Reisebericht übrig blieb.

Nun aber der Reihe nach:

Bevor wir an die türkische Grenze kamen, sollten wir doch noch einmal ein Problem(chen) am Kühlsystem unserer heiligen Kuh beheben. Noch einmal ein elektrisches. Hier wieder einen Link zur technischen Beschreibung in diesem Syncro Forum.
...Und mittlerweile wieder einmal nur noch die Trauernachricht: Das alte IG Syncro 16“ Forum ist Geschichte.

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Die Grenzkontrollen der Georgier und dann der Türken (wir kreuzten die Grenze bei Akhaltsikhe/ Posof) schienen irgendwie im Wettbewerb zu stehen:
Neben dem abstempeln der Pässe wollte wohl ein jeder alles auf eine noch kürzere "Belästigung" der deutschen Touristen bringen wie der andere.
Strahlende Augen nach unserem "see you again" zu den Georgiern und dann "Merhaba" bei den Türken.
Bei letzteren die Frage, ob wir schon einmal in der Türkei gewesen wären, beantwortete ich mit "Ja, zuerst 1968". Bei dem perfekt deutsch sprechenden Polizisten ergab das ein gewaltiges Lachen: "Da bin ich ja gerade geboren." Na ja, da musste ja sowieso alles in Ordnung sein...
Zollkontrolle auf beiden Seiten keine.

Die Türkei!
Wir querten sie vom fernen Osten nach Europa hauptsächlich am Schwarzen Meer entlang.

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Alles schwarz!

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Dieses Mal wieder voller extrem positiver Überraschungen.

Die Zeugnisse der enormen Bautätigkeit der letzten Jahrzehnte, zuletzt querten wir 1976 dieses Land, verblüfften uns ob ihrer Größenordnung.
Aber nicht nur. Vor 37 Jahren war in der ländlichen Türkei das Baumaterial überwiegend noch der Naturstein- heute fast nur noch industriell hergestellte Ziegel und Beton.
Hausfassaden hatten damals "DDR- Farbe", heute sehr oft die fröhlichsten bunten Anstriche. Auf vielen Dächern Solarthermie- Brauchwasserwärmer heimischer Produktion.

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Passende Bauklötze staunten wir, als wir dann bald erkannten, mit welchem Qualitätstandart der Bau der Straßen, Tunnels und Staustufen, also die wohl staatlichen Projekte, ausgeführt wird:
Die neuen Straßen entstehen so groß, dass sich das Verkehrsaufkommen noch vielfach vermehren kann. Man ist jetzt oft noch weit und breit alleine unterwegs (wir starteten in der östlichen Provinz Ardahan!). Die Fundamente reichen dermaßen weit in die Tiefe, dass alles wohl auch für tausend Jahre gut sein sollte. Oder aber für Erdbeben?
Die Tunnel würden glatt auf den ersten Stellen eines ADAC Tests stehen. GPS Empfang ist da drinnen natürlich Standart.

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Für den Staustufenbau wird die dafür notwendige Infrastruktur komplett in die Berge versetzt. An Ort und Stelle werden da ganze "Schottermühlen" und Betonwerke errichtet. Und, und und...
Bei all dem wird auch Wert auf gewisse Verträglichkeiten gelegt. Die Arbeitercamps machen einen blitzsauberen Eindruck, die notwendigen Umleitungen der alten Straßen sind meist schon besser als sie vor Baubeginn waren und, baustellenbedingte, Straßenverschmutzungen werden mittels Wassersprengwagen entschärft.
Auch die vielen Neubauten der Häuser in Städten und den meisten Dörfern veränderten "unsere" Türkei gewaltig.

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Die Weltmeisternation im grillen fand eine Lösung, den nachbarlichen Frieden auch bei innerstädtischer Rauchentwicklung zu erhalten. Schornsteinanschlüsse auf jedem Balkon.

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Wir wünschen ihr jetzt zu all dem, dass die Finanzierung dieser Anstrengungen auf stabileren Füßen steht, wie bei den südeuropäischen Beispielen.

Was sich auf unserem Wege zum Glück nicht veränderte, ist die Einstellung zu Reisenden, heute eben uns Touristen. Die überschwängliche Aufmerksam - und Freundlichkeit war wieder gewaltig und ging oft bemerkenswerte Bahnen:
Alleine das Erkennen des ausländischen Nummernschildes veranlasste den in einer Kolonne entgegenkommenden LKW Fahrer an einer Engstelle so zu stoppen, dass niemand mehr weiter fahren konnte, und uns eine Hand voll Nüsse zu reichen.
Vor Teehäusern sitzende Männer riefen (manchmal auch auf deutsch) und zeigten mit Gesten, ich (!) solle mich doch auf einen Tee zu ihnen begeben.

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Wenn wir, in der Nähe von Dörfern, an unseren Standplätzen erkannt wurden, kam bald ein Mann um uns vielleicht notwendige Hilfe anzubieten, dann aber oft wieder mit allen möglichen Gaben aus dem eigenen Garten oder der Vorratskammer.
Zu einem Parkplatz zurück kehrend stellten wir mehrfach fest, als wir die Kassierer entdeckten, dass der ja gebührenpflichtig war. Deren einziges Ansinnen war jeweils "Gülle Gülle (auf Wiedersehen) und Tschüß"...
Mit manchen größeren Gaben haben wir auch nach Jahren des Reisens immer noch ein gewisses Problem. Hauptsächlich, weil wir ja meistens gar nichts Materielles zurück geben können.
Nicht unwesentlich ist, dass in unserem Kulturkreis die Gastfreundschaft einen ganz anderen Stellenwert hat. Letztendlich bleibt aber auch noch, dass durch übermäßiges "zulangen" mancher Touristen diese Gastfreundschaft überstrapaziert wird und sich entweder in eine Enttäuschung, oft dann aber auch in "Abzocke dieser Klientel" entwickelt.
Leidtragende unserer Einstellung wurden wir selber in Istanbul.
Dort lebt Altug, der, hier im Syncro Forum bestens bekannt als Helfer für T3 Fahrer bei allen möglichen Problemen, schon viele auf seiner heimischen Couch sitzen hatte. Über ihn hätten wir sicher viel über die "Anatolien VW Gemeinde" kennen lernen können.
Er möge uns bitte verzeihen, dass wir dieses Mal durch Istanbul einfach so ohne Stopp durch rauschten. Einen nur kurzen Höflichkeitskontakt konnten wir uns einfach nicht vorstellen.

Trotz obiger Beschreibung des Fortschritts der Straßenbaumaßnahmen bietet die Türkei aber auch eine Menge Pisten, die eine artgerechte Fortbewegung unserer Syncros ermöglichen.

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Straßenkartenmäßig waren wir für die Türkei unzureichend ausgestattet. OSM- Karten fürs Navi hatten wir nicht für notwendig gehalten, meinte Garmin doch die ganze Türkei abzudecken. Pech. Unsere ist dort dermaßen schlecht, dass wir in einer Stadt stehend, in unserem Navi lasen, wir hätten noch 40 Km zu fahren (?). Hier erst Recht keine Hinweise zum Zustand der Straßen.
Unsere vor Ort erstandene "Türkiye Karayollari Haritasi", die türkische Straßenkarte, zeigt auch Straßenzustände auf. Auf jeden Fall fuhren wir haarige Pisten, bis in den Grenzbereich gehende Steigungen und anderes atemberaubende mit dieser Karte nach dem Zufallsprinzip.
Absolut auch ein Grund, den Syncro in die Türkei zu lenken!

Von den dieses Mal 11 bereisten Ländern war die Türkei das teuerste!
Ist vielen ja egal.

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Von Deutschland aus kommend, kann man sich gut vorher mit allen notwendigen Verbrauchsartikeln eindecken. Bis auf Schweinefleischerzeugnisse wäre das vom kulinarischen Gesichtspunkt aber schade. Alle anderen Lebensmittel und Speisen in den Märkten und Restaurants sind es absolut Wert "vor Ort" genossen zu werden!

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Die Sprittanks haben von heimatlichem aber nichts mehr. Pöl bieten die bulgarischen Supermärkte ja noch einmal günstig (bis runter auf einen Euro/Liter). In der Türkei klingelt es dann aber auch wieder beim "BIM" und "A101", die türkischen "ALDI" Varianten mit ca. € 1,20. Bei türkischen Dieselpreisen um die 1,80 Euro herum.

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In Richtung BRD fahrend hieß das natürlich, dass wir endgültig wieder einen appetitlichen Frittenduft in die Landschaft zauberten.

Was sich leider nicht veränderte, ist im ersten Teil dieser Türkeiquerung der Eindruck, den die Rolle der meisten Frauen dort auf uns gemacht hat!
Mit meiner Iris habe ich da eine kompetente Urteilende.
Da sie vor 37 Jahren ja auch 37 Jahre jünger war, darf sie heute so manches auch unter diesem Aspekt sehen.
Augenkontakt, ein Lächeln, eine positive Geste, eine weitergehende Kommunikation - das ist auch für Frauen der üblichste gute Weg sich anzunähern.
Meine Blicke und Gesten zu Männern wurden immer äußerst positiv und auf weiteres ausgerichtet entgegnet. Bei Frauen war schon klar, dass es das von mir aus nicht gibt. Aber bei Blicken von Frauen zu Frauen? Lange war das auf unserem Weg in der Türkei einfach "nicht drin".

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Je näher wir in Richtung Europa kamen, um so mehr verflüchtigte sich das dann zum Glück.
Es war ein richtiger Genuss, als die erste, so richtig nach türkisch-islamischen Richtlinien bekleidete, junge Frau die Iris anlächelte und annickte... Ausnahmen mit "gewagter" bekleideten Frauen gab es natürlich überall.
In Istanbul immer mehr Normalität.

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Um Istanbul fuhren wir eigentlich nur noch auf Autobahnen. Ja, wir waren auf dem direkten Wege nach Hause. Alle Langsamreisegewohnheiten und -genüsse vergessen.
Die Erdteilgrenze hatten wir auch auf der Autobahn und einer der Bosporusbrücken.
Was wir aus dieser Perspektive sahen, gab uns ein Gefühl der Sicherheit für das gute Gelingen der Olympiade 2020.

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Eine "Superlative" besonderer Art hatte die Türkei während dieser gut 2 Wochen für uns noch:
Wir sahen in dieser Zeit keinen einzigen VW T3! In Worten: NULL!
Den gegenteiligen Rekord hält da die russische Stadt Prohladnyj mit einem T3 Syncro und 8 „normalen“, 2 WD´s.
Als Überraschung gab es hier dann aber gleich einen T2 am Straßenrand. Schon noch recht weit östlich am schwarzen Meer. Zu haben! Interessenten daran kann ich gerne mit weiteren Fotos und Daten dienen.

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Ist Euch bis hierher aufgefallen, dass ich gar nichts negatives zum türkischen Autofahren von mir gab?
Da gab es einfach nichts.
Seit der Einreise gab es auf der Straße wieder Höflichkeit und Rücksichtnahme!

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Gut, dieses DUR schien ja so manches Mal "DURCHFAHREN" zu heißen, aber doch immer mit deutlicher Vorsicht.
Das ging ab da dann ganz einfach so weiter in:

Bulgarien!
Von der Türkei nach Bulgarien querten wir die EU- Außengrenze - zurück.
Vergleichend mit der anderen EU- Außengrenze estländisch - russischen Grenze empfanden wir die Kontrolle – so gegen Null.

In Bulgarien - wieder Autobahn, wo es nur ging. ((Pfui)).

Wir konnten noch einmal fast alles auf kyrillisch lesen.

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Für uns Geizhälse war das Einkaufen für die heimische Tiefkühltruhe ein Genuss. Die Preise für hochwertigste Genuss- und Nahrungsmittel waren Tiefstpreise.

Serbien!
In Serbien hatten wir ja schon den Autoput angepeilt. Maut- jetzt ok. Langweilige Autobahn nun - sollte man meinen.

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Die hatten, wohl als Entlangeweiler geplant, aber noch was parat:

Jahrzehnte lang diskutieren wir schon mit allen Göttern und Welten über das Thema Reisemobil, Wohnmobil, Campingplätze, Stellplätze und übernachten da und darin. Überwiegend über die Auswahl eines guten, sicheren, Stellplatzes für die kommende Nacht.
Oft warnten wir Wohnmobilisten, ihre Nacht auf Autobahnrastplätzen zu verbringen. Dort gibt es ja schließlich Profis einer bestimmten Art, die sich auf das Überfallen nächtigender LKW Fahrer und Wohnmobilisten spezialisiert haben! Laut Polizei, ADAC u.s.w..
Die absolut einzige dämliche Ausnahme machten wir dann in
N 44.57484°, E 020.64885°.
Hier gibt es sie, solch eine böse Person!
Als wir auf diesem Rastplatz an der Gazprom- Tankstelle morgens weiterfahren wollten, gab es erst einmal einen Schluckauf.
Durch die Fahrer- und Beifahrertür der heiligen Kuh wurde ein Einbruch versucht!

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Durch Manipulationen wurden die Zylinder der Fahrer- und Beifahrertürschlösser zerstört und die Türen geöffnet.
Wieder einmal Götter oder so waren uns gnädig.
Meine Sicherungen der Fahrerhaustüren ersparten massiven Ärger:

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Die Öffnung der Türen gelang nur ca.1 cm weit.

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Was wäre wohl, wenn ich diesem(r) Einbrecher(in) "Auge in Auge" gegenüber gestanden wäre?
Wie hätte sie sich vor einer eventuellen Entlarvung geschützt?
Wie blöd hätte ich darauf vielleicht reagiert?
Auf jeden Fall waren beide Türen nur ca. einen Zentimeter zu öffnen. Danach hatte ich dann "das richtige Holz in der Türe" und sie ließ wohl von ihrem Vorhaben ab.
"Wenn jemand an den Schlössern fummelt, wache ich schon auf" – dieser Gedanke ist fast schon Garantie für einen Trugschluss.

Unsere persönliche Statistik:
Wir sind seit 1971 mit dem Bulli in 61 Ländern campend unterwegs.
1974 ein Einbruch im Bulli vor der Haustüre in München.
2009 ein Raubversuch in Vlotho, auf dem Womo- Stellplatz an der Weser von Besoffenen. Dieses Mal in Serbien bringt meine Statistik so richtig unrühmlich für das Ausland durcheinander.

Ungarn!
Na ja, dass der korrekte ungarische Zöllner ein paar Fragen mehr stellte war ja fast schon beruhigend. Leider hatten wir aber nichts über dem Limit eingeführt, um das es da interessanter Weise gegangen wäre.
Ansonsten gab es in Ungarn ein Erwachen:
ORDNUNG vor allem!

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Seit Russland gab es Freiheiten, die in vielen Ländern den Charme mit ausmachen. Sichtbar war das auch an sehr individuellen "Pflegestufen" der Grundstücksansichten. In Schwäbischungarn waren wir dann wieder vorzeitig zuhause.
Eine gewisse Beklemmung stellte sich bei mir ein.
Zum tanken aus unserer Reserve stellten wir uns z.B. auf eine Wiese neben der Straße. Bald kam da jemand, der meinte wir mögen doch bitte wegfahren, das hier sei ein Privatgrundstück.
In der Türkei wählten wir einmal abends eine gleichartige Wiese zum übernachten. Nach unserer Langschläferei war da doch etwas vor dem Auto, was am Abend nicht da war:

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Der Spender tauchte auch noch auf und war nicht vor unserem gemeinsamen Frühstück auf seiner Ranch bereit uns zu verabschieden...

Österreich,
was soll ich denn hier darüber schreiben? Eine Übernachtung an dem sehr ruhigen Bahnhof in Waldegg. Eine weitere auf dem Parkplatz gegenüber einer Jausenwirtschaft. Das sahen wir aber erst am nächsten Tag.

Ab Passau (10.10.2013) merkten wir bald, dass Ihr alle Eure Suppe nicht so richtig gegessen hattet. Diese Menge Regen war ja nicht wirklich nett, hat uns dann aber doch mit einer einigermaßen gut gewaschenen heiligen Kuh vor dem heimischen Stall ankommen lassen.

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Schluss mit dem aktuellen Bericht von unserer Russlandreise!

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Hier werde ich in der Zukunft weiterhin gezielt Fotos einstellen, die bestimmte Themen dieser Reise betreffen, aber auch Themen weiterverfolgen, die sich passend vielleicht noch ergeben.

Jetzt seid Ihr dran,
grüßen wieder aus Niederbayern

die Iris
mit ihrem älteren Roland

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der mit dem fussbodenbeheizten, hochschläferbestückten, 15" Syncro,
seiner heiligen Kuh,
und 74 seit 1971 mit VW Bulli bereisten Ländern.
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