Schlechte Gasannahme, Leistungsverlust und Stottern

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Grisu
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Schlechte Gasannahme, Leistungsverlust und Stottern

Beitrag von Grisu »

Hallo Gemeinde.
Mein Bus hat das oben beschriebene Problem. Es handelt sich um den 1600er 50 PS Motor.
Das Problem tritt erst nach ein paar Km auf wenn der Motor warm ist. Ich habe mehrmals die Ventile eingestellt, der Unterbrecherkontakt ist eingestellt und die Zündung auch. Verteilerfinger und Kappe sehen gut aus . Hat jemand noch nen tip woran es liegen könnte? Der Bus stand jetzt über Winter und in der Zwischenzeit ist nichts geändert oder getauscht worden.
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T2NJ
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Re: Schlechte Gasannahme, Leistungsverlust und Stottern

Beitrag von T2NJ »

Hallo Grisu,
hört sich für mich in erster Linie irgendwie nach mangelnder Spritzufuhr an. Benzinfilter getauscht und falls vorhanden, das Sieb im Tankablauf kontrolliert / gereinigt? Tankentlüftung auch nicht verstopft? Förderleistung der Benzinpumpe / Pumpendruck (ca. 0,35 bar) auch in Ordnung?
In ganz wenigen Fällen kann aber auch die Zündung in Frage kommen. So hatte ich einmal eine Zündspule, die mit Aussetzern bei Wärme reagierte. In einem Fall war es sogar ein Kerzenstecker, der auch nur bei einem warm gefahrenen Motor diese Macken hervorrief.
Viel Glück bei der Fehlersuche.
PS: Habe einmal davon gehört, dass man ein Problem mit der Benzinpumpe gut eingrenzen kann, wenn man den Tank randvoll gefüllt hat. Dann ist das Niveau im Tank höher als das vom Vergaser. Die Benzinpumpe kann man dann nämlich überbrücken und braucht sie in diesem Fall nicht zwingend. Auf eigene Erfahrungswerte kann ich leider nicht zurück greifen.
Freundliche Gruesse aus Algermissen
Norbert
Milva
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Re: Schlechte Gasannahme, Leistungsverlust und Stottern

Beitrag von Milva »

Hatte einen ahnlichen Fall (Problem bestand seit 1993.. :looser ) aber ich hab gedacht das sei normal...gelaufen ist er ja immer. Einen ganzen Tag in der VW Garage mit drei Spezies habens auch nicht gebracht...
Des Rätsels Lösung: Die Schläuche waren falsch gesteckt und die Ansaugluftumschaltung defekt. Der Unterdruckschlauch vom Vergaser gehört NICHT an die Tankentlüftung :dance
Richtig ist:
- Tankentlüftungen (2Schläuche) zum T Stück zum Luftfilter
- Unterdruckschlauch vom Versager zur kleinen Box beim Luftfilter
- Kleine Box beim Luftfilter zum Umschalter

Ich hab den Warmluftansaug-Rüssel mit einem Plastiksack abgedichtet, Motor läuft besser und im Winter ist mein Supermux sowieso in der Scheune.
Ev. hilft ein Check bei Dir
Gruss
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T2NJ
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Re: Schlechte Gasannahme, Leistungsverlust und Stottern

Beitrag von T2NJ »

@Milva:
Milva hat geschrieben:Unterdruckschlauch vom Versager zur kleinen Box beim Luftfilter
"kleinen Box" nennt sich "Thermostatventil Luftfilter"
Beim Papierluftfilter rechter Anschluss, beim Ölbadluftfilter linker Anschluss, darf nicht vertauscht werden!
Milva hat geschrieben:Kleine Box beim Luftfilter zum Umschalter
"Umschalter" nennt sich "Reglerkasten"
Beim Papierluftfilter vom linken Anschluss, beim Ölbadluftfilter vom rechten Anschluss Thermostat Luftfilter, darf nicht vertauscht werden!
Milva hat geschrieben:Ich hab den Warmluftansaug-Rüssel mit einem Plastiksack abgedichtet
Oh, das sollte man aber nicht tun, halte ich zwingend für nicht nachahmenswert.
Wenn der Motor damit wirklich besser lief, hat man möglicherweise einen anderen Fehler damit kompensiert (ausgeschlagene Drosselklappenwelle, irgendwo sonst Falschluft o.ä.).
Mit der Maßnahme "Plastiksack" über die Vorwärmleitung nimmt man während der Warmlaufphase dem Motor die Luft zu atmen und er läuft überfettet.
Milva hat geschrieben:Einen ganzen Tag in der VW Garage mit drei Spezies habens auch nicht gebracht...

... sorry, dann waren es aber Amateure hinsichtlich luftgekühlter VW's.
Auch Deine Handlungsweise sollte überdacht werden wenn ich das einmal wertfrei anmerken darf.
Falls Dir das Hintergrundwissen fehlt, darf ich einmal nachhelfen (und auch ausnahmsweise etwas weiter ausholen).

Ansaugluftvorwärmung, Ansaugrohrvorwärmung, Vorgang „Start mit kaltem Motor“
(Beschreibung für Typ 1 Motor, gültig prinzipiell auch Typ 4 Motor, da gibt es aber keine Ansaugrohrvorwärmung da kein Zentralvergaser vorhanden)

Nachdem einmal aufs Gaspedal getreten wurde (Startprozedur Kaltstart lt. VW Betriebsanweisung), fällt die Starterklappe (oben im Vergaser) zu und der Motor bekommt das benötigte angereicherte Gemisch, so dass er überhaupt anspringen kann. Das Thermostat welches sich unten zwischen Zylinder 1 und 2 befindet, hält die Lüftungsklappen im Gebläsekasten geschlossen, der Luftstrom vom Kühlgebläse wäre noch störend. Die sogleich entstehende Warmluft von den genannten Zylindern bzw. dem dazugehörigen Zylinderkopf wird dem Luftfilter zugeführt. Das geschieht über ein Papprohr, was rechts neben dem Ölmessstab auf das Warmluftentnahmerohr aufgesteckt ist und zum unteren Anschluss zum Luftfilter führt.

Im Eingangsbereich des Luftfilters (Reglerkasten) ist per Unterdrucksteuerung vom Ansaugrohr (bzw. Vergaser) über das „Thermostatventil Luftfilter“ eine Klappe derart gesteuert, so dass diese Warmluft ins Luftfilter gelangen kann. Es ist zwingend nötig, dass der Vergaser so schnell wie möglich warme Luft erhält, denn durch die Verdunstung des Benzins entzieht der Vergaser nämlich seiner Umgebung ca. 20°C. Die in der Luft enthaltene Feuchtigkeit würde sonst in den Vergaserbohrungen (insbesondere im Leerlaufsystem) sehr schnell kondensieren und gar Eiskristalle bilden. Die Bohrungen hätten nicht mehr den benötigten Querschnitt und können gar verstopfen und von einer einwandfreien Funktion wäre nicht mehr auszugehen.

Sobald das Thermostat (unter den Zylindern 1 u.2) eine Umgebungstemperatur von 65°-70°C vorfindet, beginnt es langsam zu öffnen und die Zylinder / -Köpfe werden (zunächst schonend, dann voll) von dem Gebläse mit Kühlluft versorgt. Die Starterklappe im Vergaser dürfte inzwischen offen stehen und die unterste Stufe von der Stufenscheibe sollte (fast) erreicht sein. Der Vergaser benötigt aber weiterhin noch die vorgewärmte Luft. Erst wenn im Luftfilter ca. 25° C - 30°C erreicht werden, schaltet das „Thermostatventil Luftfilter“ den Unterdruck ab und die Klappe im Ansaugweg schwenkt um bzw. fällt zu, so dass die Luft noch vom Motorraum her angesaugt wird. Bei Außentemperaturen unter 30°C ist das eher ein dynamischer Vorgang. Fällt die Temperatur im Luftfilter nämlich wieder zurück, wird wieder auf vorgewärmte Luft gesteuert.

Des Weiteren ist auf einwandfreie Funktion der Ansaugrohrvorwärmung zu achten. (Das betrifft das dünne Rohr, was fest mit dem Ansaugrohr verbunden ist und an der linken sowie der rechten Seite mit dem Auspuff verschraubt ist). Es ist schon des Öfteren vorgekommen, dass sich dieses Rohr zugesetzt hat und dann ist eben die gewollte Funktion nicht mehr gegeben.

Da der Vergaser eigentlich nur als "Zerstäuber" zu betrachten ist, entsteht in den langen Ansaugwegen weiterer Wärmeentzug durch Verdunstung des Benzins in der Luft. Würde man dem nicht durch Wärmezufuhr entgegen wirken, kondensieren Benzinpartikel an den abgekühlten Rohrwandungen des Ansaugtrakts. Eine Gemischabmagerung wäre die Folge, die Benzintropfen würden schließlich aber mit angesaugt werden, sie richten in dem Zustand aber nur Unheil im Brennraum an und waschen den Schmierfilm zwischen Kolben und Zylinder ab, sorgen auch für reichlich Ölkohle an den Kolbenringen und im Brennraum.

Prinzip dargestellt am Beispiel Käfer, ist aber beim Bus gleich!
Y_Vorwärmung.jpg
Freundliche Gruesse aus Algermissen
Norbert
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Re: Schlechte Gasannahme, Leistungsverlust und Stottern

Beitrag von Bus-Froind »

T2NJ hat geschrieben: Falls Dir das Hintergrundwissen fehlt, darf ich einmal nachhelfen (und auch ausnahmsweise etwas weiter ausholen).
Danke für das "ausholen", hilft bestimmt auch anderen. Ich finde es zumindest spannend.

Schöne Grüße
Burkhard
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Re: Schlechte Gasannahme, Leistungsverlust und Stottern

Beitrag von T2NJ »

Bus-Froind hat geschrieben:Danke für das "ausholen", hilft bestimmt auch anderen.
Ja, ich hoffe, dass meine Bemühungen nicht ganz vergebens sind und hier und da auf fruchtbaren Boden treffen. Im Übrigen ist diese konstruktive Maßnahme nach meinem Kenntnisstand nirgendwo sonst in der deutschsprachigen Literatur so und in der kompakten Form nachzulesen.
:-bla Nachtrag:
Gern liest man auch zur Rechtfertigung, dass diese Vorwärmung ja im Sommer nicht unbedingt gebraucht wird. Das ist ein leider ein Irrtum (solange wir beim Zentralvergaser bleiben). Ich habe ja erwähnt, dass der Vergaser seiner Umgebung 20° entzieht. Starte ich im Sommer bei morgendlichen Temperaturen und entsprechend hoher Luftfeuchtigkeit (an der See / in den Bergen, nordische Länder ...), so mag es schnell zur (vielleicht nur teilweiser) Vergaservereisung kommen und ich brauche mich nicht zu wundern wenn die Kiste zunächst bockt. Ich bin auch kein Freund davon die sogenannten Sportluftfilter aufzustecken, denn bei denen gibt es keine Mimik für die Ansaugluftvorwärmung.
Freundliche Gruesse aus Algermissen
Norbert
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