Fahrzeuglackierer, ein Beruf mit Zukunft?

[Oli_36]

Servus liebe Gemeinde,
jetzt ist es bald soweit, Sohnemann ist gerade erst geboren und schon kommenden September beginnt für ihn das Berufsleben. Leider weiss er noch nicht genau was er werden möchte. Zur Zeit macht der Junge ein freiwilliges Praktikum als Fahrzeuglackierer in einem großen VW Zentrum. Der Beruf gefällt ihm gut, er könnte es sich vorstellen, dort eine Lehre zu machen. Auch als KFZ-Mechatroniker könnte er es bei VW versuchen, aber mit dem Schrauben/Elektronik kann er gar nichts anfangen und interessiert ihm auch nicht. Jetzt macht Papa sich natürlich auch ein wenig Gedanken, ob "Fahrzeuglackierer" ein Beruf mit Zukunft ist und ob es das richtige ist. Mir ist klar, letzendlich ist es der Weg von meinem Sohn und da werde ich mich auch nicht groß einmischen, aber Gedanken macht man sich natürlich.
Gibts hier bei uns im Forum Fahrzeuglackierer und können ein wenig über den Berufsalltag, Gesundheit, Weiterbildung, Verdienstmöglichkeiten, Jobs usw... berrichten? Natürlich habe ich mich auch im Internet über die Themen schlau gemacht, aber ich würde gerne Infos aus erster Hand haben, damit ich mir ein besseres Bild machen kann...
Vielen Dank!
Gruß Oli

[Atlantik90]

Es hängt immer davon ab, wie weiterbildungsbereit man in einem Beruf ist und ob er damit ins Handwerk oder in die Industrie geht.

[Oli_36]

Ja, Joachim, da hast du Recht. Aber ist der Beruf des Lackierers eine gute Basis?

[burger]

Ich würde davon abraten. Das man bei VW auf Dauer bleiben kann ist ja nun fraglich und was dann? Dann landet man in einer der unzähligen Lackierereien. Die Tatsache das hier dann die meisten Kollegen aus Ost-Europa kommen werden sagt auch was über das Gehaltsniveau aus. Und gesund kann das was die Jungs da ein Leben lang machen auch nicht sein.

[bernd68]

Moin,

es ist heute schwer zu sagen wie die Arbeitswelt in 20 oder gar 40 Jahren aussieht; sicher ist nur das es anders sein wird als heute.

Als normaler Fahrzeuglackierer verdient man heute in Deutschland nicht wirklich gut und ohne Spezialisierung etc ist es nicht so leicht eine Familie zu ernähren.
Es ist eine fundierte Ausbildung welche im Anschluss viele Entwicklungsmöglichkeiten bietet von der Spezialisierung, Selbstständigkeit, bis zu Arbeitsmöglichkeiten in der ganzen Welt. Und gute Handwerker verdienen in anderen Ländern dieser Welt richtig Geld und sind gesuchte Spezialisten - wenn sie was können.
Der Trend geht heute klar zum Bürojob etc. Körperlich leichte Arbeit bei der man nicht dreckig wird. Das führt dazu das in diesen Berufen gute Leute selten werden und sind - hier liegt eine große Chance mit entsprechenden Aufstiegsmöglichkeiten.

Das deutsche Schulsystem biete alle Möglichkeiten auch noch auf dem zweiten Bildungsweg das ABI zu machen und noch zu studieren - falls der junge Mann nach einigen Arbeitsjahren den Wunsch entwickelt.
In jungen Jahren liegen die Prioritäten oft wo anders und die Schule bleibt dabei auf der Strecke. Werden die Menschen älter ändert sich das und plötzlich klappt das auch mit der Schule wenn sie wissen wofür.

Für mich wäre wichtig das der junge Mann das macht wozu er Lust hat - und wichtig - das auch zuende macht. Nach Beendigung der Ausbildung werden die Karten sowieso neu gemischt - wenn er das will.

Die Entscheidung für einen Beruf ist heute nicht mehr die Lebens-Entscheidung - es ist ein Einstieg ins Arbeitsleben.
Und dafür taugt der Beruf zum Fahrzeuglackierer bestimmt.

Wichtig ist einen guten Betrieb zu finden der sich wirklich Zeit nimmt für die Ausbildung und nicht nur billige Arbeitskräfte sucht und er einen Meister hat mit dem er gut auskommt. Das ist eigentlich der wichtigste Punkt. Alles andere fummelt sich.

Gruß Bernd

[Atlantik90]

hast du schon mal da: geschaut?
https://www.ausbildung.de/berufe/fahrze ... er/gehalt/

Und in Bayern ist die Bezahlung im Schnitt mit ca. 2500 €/Monat 10% höher als in Norddeutschland und Berlin und 25% höher als im Osten außer Berlin.

[Oli_36]

Vielen Dank für eure Beiträge und Denkanstöße!
Ich denke auch, eine solide Ausbildung in einem Handwerk ist schon mal ein guter Start für die Zukunft. Ich persönlich würde eher ein anderes Handwerk lernen (evtl. Mechatroniker, Heizung- und Sanitär...) wo man sehr viele Bereiche abdeckt und ein Allrounder ist. Aber der junge Mann "steht" (zur Zeit) auf diesen Beruf und ich bin froh, wenn er eine passende Stelle findet. Büro und Verkauf wäre nichts für ihn, er möchte eine körperliche Arbeit. Die Arbeitsstätte bei VW ist eigentlich i.O. Es arbeiten Bekannte und Freunde von mir dort und auch sein Lakiermeister ist ein guter Bekannter von mir und ich weiß, das er von ihm sehr viel Lernen würde. Auf der anderen Seite ist es interessant, bis auf dem Meister, haben alle Lackierer "Ausländische" Wurzeln. Die Jungs sind super nett und fit in ihrem Job, aber es ist mir halt aufgefallen. Bei den Mechatronikern ist es in dem Betrieb komplett anders, da sind über 90% Deutsche. Das zeigt, das der Beruf "Lackierer" bei den "Deutschen" wohl nicht erste Wahl ist. Auf der anderen Seite denke ich, wenn man seinen Job beherrscht, dann öffnet das weitere Türen und Möglichkeiten für die Zukunft...Und lieber ne Ausbildung als Lakierer, als ein Schuhverkäufer oder ähnliches im Einzelhandel (das macht in Zukunft die Hälfte der Burschen in seiner Schulklasse)...Ich bin echt gespannt, wo der Weg hingeht?

[TottiP]

Alter, was hat denn die Nationalität mit der Berufswahl zutun?
Man kann das Pferd ja jetzt schön von hinten aufzäumen und sagen: die deutschen (wie ich allein diesen Ausdruck verabscheue) sind zu plump für ein perfektes Oberflächenfinish, bei denen reichts nur zum stumpfen Teiletauschen.

Nein, sei froh, dass der Filius überhaupt Interesse an einer Ausbildung hat. Was ist zweitrangig. In den meisten Fällen bleibt man doch eh nicht direkt in seinem erlernten Beruf bzw. baut darauf auf.
Lass ihn das machen, wozu er Lust hat.

[Oli_36]

Servus Totti,
nicht falsch verstehen, mir ist das wurscht ob schwarz, braun, gelb oder weiß. Junior bzw. ich kommen auch super mit den Jungs aus und alles ist gut...Wenn Junior das machen möchte, dann darf er das machen und ich werde ihn da auch Unterstützen. Ausserdem gibt es am Bus immer was zu Lacken, was mir auch zugute kommt, wenn ich nen Profi daheim habe!

[zwergnase]

Für mich persönlich wäre es auch nichts, bin eher der mechanische Tpy, aber wenn man als Lackierer gut ist, hat man
sehr gute Ausgangsmöglichkeiten. Ausserdem kann man sich auch selbst nebenbei ein gutes
Zubrot verdienen, wenn man die Möglichkeiten hierzu hat. Wenn man gut ist und sich
bei Freunden und Bekannten einen Namen gemacht hat, steht auch dem Weg in die Selbständigkeit
nichts im Wege. Also in unserer Gegen sind alle Lackierer, egal ob große Lackiererei, oder kleiner
Hinterhoflacker restlos für mehrere Monate im voraus ausgebucht.

Ich würde sagen ein jedes Handwerk, egal welches ist eine gute Ausgangsbasis.
Wer weiß schon, was man in 10/20/30 Jahren macht. Auch kann man erst nach einiger
Zeit merken, was einem mehr liegt, was weniger. Ausserdem muß man seinen Ausbildungsberuf
nicht ein Leben lang machen.

Ich hab auch eine Lehre als Elektroniker gemacht, hab in unserer Kunstschmiede das
schlossern gelernt, anschließend als Stahlbaumonteur in die Selbständigkeit, zwischendrin mit Autoteile
gehandelt, Kundendienst für Hydraulikpressen gemacht, als Zimmererhelfer gearbeitet, und
privat restaurier ich Oldtimer, baue Boxermotore auf und betreibe einen kleinen Selbsversorgerhof
mit Hausschlachtung. Hätte man mir meinen Werdegang vor 25 Jahren gesagt, hätt ich demjenigen einen
Vogel gezeigt

Gruß
Martin

[Turbofeind]

Mahlzeit

Leute jetzt mal ehrlich. Ist es nicht scheissegal was sie machen. Hauptsache ist doch das sie was machen und haben Spaß bei dem was sie tun . Und wer jetzt sagt "So kann nur einer reden der keine Kinder hat" Hab zwei von denen 18/9.

Gruss Christian

[Lackmeister]

Ich kann nur von mir sprechen.
Ich habe vor 25 Jahre in einem kleinen Betrieb Fahrzeug und Metall-Lackierer gelernt.
Ich bin noch immer in diesem Betrieb, der jetzt sehr groß geworden ist.
Wir decken mittlerweile sehr viele Bereiche ab.
Karosserie und Lack, Industrielackierung, Mechanik, Glas....
Das alles habe ich mir über die Jahre mitangeeignet, verdiene sehr gut und kann halt ein Auto von A-Z selbst machen, sprich restaurieren.
Nach meinem T1 und Ovali habe ich gerade einen Karmann Ghia in der mache.
Mein Job ist also auch mein Hobby.



Also ich kann für mich sagen das ich das sehr gerne mache, sehr zufrieden bin und das jederzeit wieder lernen würde.
Vielleicht hab ich auch einfach nur was aus meinem Job gemacht und hatte vielleicht auch mit dem Betrieb etwas Glück.

[Oli_36]

Junior hatte heute seinen letzten Praktikumstag und er ist sehr begeistert von dem Beruf, Kollegen und der betrieblichen Atmosphäre. Jetzt noch die Bewerbung einreichen und den Big Boss überzeugen und dann sollte der Lehre als angehender Fahrzeuglackierer nichts mehr im Wege stehen...

Wünsche euch ein schönes Wochenende!
Gruß Oli

[zwergnase]

So ein Lackierer in der Familie ist immer gut, besonders bei uns Autonarren

Viel Erfolg Deinem Sohn!

Gruß
Martin

[Oli_36]

Da hast du recht und der Bekanntenkreis mit Bullis und alten Karren ist groß !!!!

[axi0n]

Ich wünsche Deinem Sohn viel Erfolg und alles Gute!
Gruß Stephan

PS: Wenn mal wieder was ist, einfach melden