Nachdem ich Anfang des Jahres bei einer Reise nach Südamerika auf die Idee gekommen bin mir einen Brasilianischen T1 Bus zu kaufen, habe ich mich ein bisschen mit den Unterschieden des "VW Kombi do Brasil" im Vergleich zu Bussen "Made in Germany" beschäftigt.
Eines gleich vorweg:
Dieser Text erhebt keinerlei Gewähr auf Vollständigkeit, Richtigkeit oder sonstige -keit. Ich bin absoluter Laie was die T1-Baureihe angeht und hab die/das/den bisherige Freude/(Nicht-)Wissen/Lehrgeld/Ärger allein mir selbst zuzuschreiben; ich hätte mir ja keinen brasilianischen Bus kaufen müssen

Ihr könnte dieses Posting natürlich nach Belieben verreissen, aber hoffentlich vielmehr dazu beitragen die Informationen zu ergänzen und zu berichtigen. Gerade für diejenigen, die vielleicht mit dem Gedanken spielen sich zukünftig einen brasilianischen "T1" zuzulegen.
Ich möchte jedoch ausdrücklich NICHT, dass dieser Thread in einer unsäglichen Diskussion über das Für und Wider brasilianischer Busse endet!
Der Eine isst halt gern Wiener Schnitzel und dem Anderen ist ein Schnitzel Wiener Art genauso recht...
Obwohl der BRA-T1 für den Laien genauso aussieht wie eines der deutschen Modelle, unterscheidet er sich in einigen optischen und technischen Details - je nach Baujahr - doch recht stark. Ich denke, dies ist (neben der derzeitigen, schieren Überflutung des EU-Markts mit diesen Fahrzeugen) wohl der Hauptgrund für die tendenzielle Abneigung der Bulli-Szene gegen VW Kombis brasilianischer Herkunft (der Einfachheit halber im Folgenden "Brulli" genannt). Ein Brulli ist halt einfach kein deutscher Bus. Punkt.
Dennoch sehe ich persönlich einen Brulli als gute Möglichkeit den (in meinen Augen völlig überhitzten) Markthype um T1en aller Couleur etwas abzumildern und in den "Genuss" eines Fahrzeugs zu kommen das zumindest Eines auch nicht schlechter kann als ein DE-Bus: gefahren werden.
Behaltet aber im Hinterkopf:
Brullis (eher Oldtimer im Allgemeinen) können sich schnell von einem vermeintlichen Schnäppchen in ein Faß ohne Boden verwandeln. Einige Dinge muss man definitiv noch umbauen (neben höchst-wahrscheinlich notwendiger Restaurationasarbeiten mit ungewisser Aufwandshöhe), bis ein Brulli auch auf deutschen Straße bewegt werden darf und kann. Und ja. Es kann, wohl besser: es wird, in's Geld gehen und auch übermäßig Zeit in Anspruch nehmen...
Brullis sind prinzipiell ein Sammelsurium aus allen deutschen Modellreihen (Das Volkswagenwerk hat anscheinend abgelegte Produktionsstraße bei VW do Brasil "entsorgt"). Im Vergleich zu Fahrzeugen aus deutscher Produktion passen deshalb viele Merkmale - und wohl wichtiger: viel Teile! - eigentlich so gut wie gar nicht zusammen, mit Ausnahme von Brullis aus ganz frühen Baujahren (diese waren wirklich fast identisch). Prinzipiell fährt man aber ganz gut, wenn man Brullis als pre-1963'er Busse ansieht.
Ich hab mal versucht einige dieser Merkmale, bzw. notwendige Umbaumaßnahmen an Hand eines 15-Fenster-Modells zusammenzufassen:
Reifen/Felgen:
Die meisten Brullis kommen auf Reifen daher, die (abgesehen vom vermutlichen Profil-Zustand) von den meisten TÜV-Prüfern mangels notwendiger Kennzeichnung nicht akzeptieren werden dürften. Also muss man diese austauschen. Hierbei kann es aber je nach verbauter Felge zu Problemen kommen. Stichwort: Hump/Tubeless. Ein "neuer" Satz Felgen ist allerdings nicht günstig und der eine oder andere TÜV'ler sieht es nicht gerne, wenn man in (heutzutage übliche) Tubelessreifen Schläuche einzieht.
Heizung:
In Brasilien gab es sehr viele Modelle, die ohne Heizung ausgeliefert wurden (ich glaube in BRA bei den späteren Modellen ab 1972). Dabei fehlen nicht nur sämtlichen Rohre und die Heizbirnen, sondern teilweise auch die "Defroster"-Luftauslässe auf dem Armaturenbrett (das ist dann wirklich "glatt"). Eine Nachrüstung ist mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand eigentlich nicht zu berwerkstelligen. Noch dazu es viele dafür benötigte Teile schlichtweg nicht zu kaufen gibt. Sucht also nach Möglichkeit ein Modell mit Heizung aus. Auch wenn die wirkungsseitig prinzipbedingt nahezu sinnlos ist, hilft es doch ungemein bei der Zulassung. Es gibt aber auch Brulli-Zulassungen in DE, bei denen z.B. die Defrostung mittels kleiner elektrischer Nachrüst-Lüfter realisiert wurde. Der zu Grunde liegende Paragraph (§35c StVZO) scheint dabei etwas dehbar zu sein...
Beleuchtung:
Brullis haben vorne Sealed-Beam-Schweinwerfer, welche in Deutschland nicht verwendet werden dürfen. Hier ist ein Austausch angesagt. Als Rückleuchten sind in aller Regel die ovalen Ausführungen (wie auch am T2 verwendet) verbaut, so wie in DE ab ~1961. Einige TÜV'ler verlangen auf dem Rückleuchtenglas aber ebenfalls eine sog. E-Nummer, hab ich mir sagen lassen...
Allgemeines zur Elektrik:
Die Schalter und der Blinkerhebel sind - zumindest bei späteren Bussen - vergleichbar mit T2 (oder späten Käfern), also ab '67. Mir hat das nicht gefallen und so hab ich die Schalten gegen die schönen Elfenbein-Nubsis getauscht. Beim Blinkerhebel ist das etwas mehr Aufwand, weil der Rückstellmechanismus beim T2-Hebel auf der anderen Seite liegt (Blinkerhebel links, Rücksteller rechts von der Lenkradnabe).
Der Fußschalter für die Umschaltung Abblend-/Fernlicht gibt es beim Brulli nicht. Diese Funktion ist im Blinkerhebel verbaut. Dafür hat das Fernlichtrelais eine Art "SolidState-Funktion". Einmal am Hebel ziehen und loslassen: Relais bleibt auf Fernlicht. Nochmal ziehen und loslassen: wieder Abblendlicht.
Ich hab mir für diese Funktion die amerikanische Ausführung des (deutschen) Blinkerhebels gekauft. Der hat auch die Möglichkeit am Blinkerhebel zu ziehen. Damit funktioniert die Umschaltung einwandfrei, auch wenn man etwas Fingerspitzengefühl braucht. Es passiert leicht, dass man beim Blinken gleichzeitig das Fernlicht (Lichthupe) betätigt.
Der Scheibenwischerschalter ist zweistufig.
VW-Emblem Frontmaske:
Meines Wissens waren Busse aus deutscher Produktion mit gestecktem/geschraubtem Emblem versehen. Bei Brullis gab es das auch, aber gegen Ende der Baureihe (ich glaub so ab ~'70) war das Logo geprägt und nicht mehr gesteckt.
Heckklappe:
Brullis haben allesamt die "schmale" Heckklappe, zudem noch mit einer Prägung oberhalb des Türgriffs (die es zwar auch bei einige DE-Modellen gab, allerdings nur bei denen mit der noch kleineren Scheibe). In DE wurde beim Modellwechsel 1963 die Heckklappe gegen eine breitere Variante gewechselt. Dies ist auch der Grund dafür, dass es in DE ab 1963 keine Fensterbusse mehr mit den Brulli-typischen, hinteren Eckfenstern (=15-Fenster-Modell) gegeben hat.
Motorklappe:
Brullis kommen mit einer Motorklappe in komplett anderer Form als DE-Busse und diese passt nicht für sämtliche in DE möglichen Kennzeichenlängen herkömmlicher Bauart. Die Prägung für das Kennzeichen ist auf der Brulli-Klappe ~ 18x40cm. Das kann u.U. Probleme mit deutschen Nummernschildern geben. Es gibt jedoch die Möglichkeit (vgl. FZV Abschnitt 4, Abs. 3) ein sogenanntes "verkleinertes zweizeiliges Kennzeichen" (13x25,5cm) zu bekommen. Je nach Zulassungsstelle kann das aber mit zusätzlichen Kosten verbunden sein. Ein Austausch gegen eine deutsche Klappe mag daher ggfls. ratsam sein. In meinem Fall war das brasilianische Klappenschloß 1:1 zur deutschen Klappe kompatibel. Der Optik halber, habe ich aber auf den Vierkantschlüssel/ Chromkäppchen gewechselt.
Klapptüren:
Alle Brullis haben bei den Laderaumtüren den "langen" Scharnierabstand. Bei den deutschen Modellen wurde das mit Modelljahr ~1961 auf einen geringeren Abstand geändert. Hier eine Änderung vorzunehmen, auch wenn es aus optischer Sicht "das Einfachste" wäre, ist nicht wirklich zu empfehlen - ganz losgelöst von der Problematik überhaupt entsprechende Teile zu bekommen.
Brullis haben an der rechten Klapptüre ein "glattes" Blech unter dem Türgriff. Dies gab es bei DE-Bussen nur bis ~ Baujahr 58. Danach war im Türblech eine Mulde unter dem Griff. Im Sinne einer passenden DE-Optik (~1960) müsste man diese Mulde "nachrüsten".
Insgesamt sind die Türen auch deutlich "billiger" gebaut, als DE-Türen. Die Rahmenstreben sind relativ flaches Stahlblech. Nicht zu Vergleichen mit der "massiven" Rahmenkonstruktion von Bussen deutscher Produktion.
Der Schließmechanismus ist an beiden Klapptüren auch etwas unterschiedlich zu DE-Bussen. Die linke Tür hat einen einfachen Flügelhebel (ich glaube Barndoor hatte das auch), der auf Riegelstangen mit einer kleinen Rastnase (anstatt Schrauben) wirkt. Die vordere Klapptür hat zwar Riegelstangen mit Schraubloch, allerdings wird diese genau andersrum als bei DE-Bussen befestigt: die Riegelstange hat im Auge ein Gewinde und der Schloßmechanismus nur ein Loch. Zudem hat der Schloßmechanismus den Schließzylinder gleich eingebaut. Drum sind an der Aussenhaut dann auch 2 Löcher nah untereinander, die mit einer ovalen Chromblende abgedeckt sind.
Luftschlitze Heckbereich:
Brullis haben 10 "nach innen gehende" Lamellen. Diese Bauform wurde in DE erst mit dem Modellwechsel 1963 eingeführt. Damit ist auch klar, dass es in DE zu keiner Zeit einen langen Scharnierabstand an den Klapptüren und diese Lamellenform gleichzeitig gegeben haben kann. Hierfür wären 9 "nach außen gehende" Lufteinlässe von Nöten.
Radläufe hinten:
Brullis haben die gleiche Radlaufform wie die DE-Modelle ab 1963, also die mit dem Wulst. Auch diese Variante gab es daher in DE nicht zeitgleich mit langen Scharnierabständen.
Kniestücke (vorderer Radlauf):
Brullis haben meist die "schmalen" Kniestücke verbaut. Diese gab es in DE erst ab Baujahr 1962. Somit passen auch diese nicht zu dem langen Scharnierabstand.
Innenausstattung:
Brullis wurden ohne nennenswerte Innenverkleidungen ausgeliefert. Lediglich für die Fahrerkabine waren teilweise Türverkleidungen und Kickpanels erhältlich. Der Fahrgastraum, bzw. dessen Seitenwände war hingegen immer unverkleidet. Einen Dachhimmel gab es nie (nur Pappeplatten über Fahrer und Beifahrer); zudem auch die bei DE-Sitz-Modellen umlaufende Fassleiste zum Befestigen des Himmels gänzlich fehlt. Auch im Fahrerraum.
Vorne gab's die geteilte Rücksitzbank, hinten eine Bankreihe mit Klapplehne und eine 2-teilige (Bank & Lehne) in der 3. Reihe.
Der im Brulli verbaute Haltegriff auf dem Armaturenbrett ist etwas schmäler als bei DE-Modellen. Ich vermute der verbaute Griff stammt aus Käfer/Fusca-Beständen.
Sicherheitsgurte:
Zumindest bei den späteren Fenster-Brullis sind schon ab Werk Gurtaufnahmen verbaut. Allerdings nur für 2-Punktgurte. Vorne gibt es für Fahrer und Beifahrer in der B-Säule Aufnahmen für einen Diagonalgurt und unter den Sitzen die passenden für die Gurtpeitschen. Das macht aber das Nachrüsten von 3-Punktgurten deutlich einfacher, weil nur noch ein Loch von oben durch das Radhaus gebohrt und eine Verstärkungsplatte von unten
gegengeschraubt werden muss. In der Mitte ist ein statischer Beckengurt verbaut. Für die beiden Sitzbänke existieren auch schon Gurtaufnahmen im Bodenblech, bzw. an der Motortrennwand; leider nur für Beckengurte.
Trennwand:
Bei Brullis gab es keine Walkthrough-Variante. Die hatten alle die durchgängige Trennwand mit der Prägung für das Reserverad.
Diverse Anbauteile:
Es gibt bei den Brullis einige Anbauteile (Türgriffe, Beschläge, Spiegel, etc.), die im Laufe des Produktionszyklus verändert wurden. Ob diese bereits ab Werk so waren, oder im Einzelfall durch Aftermarket-Teile ersetzt wurden, kann man wohl nur schwer unterscheiden. Zudem glaube ich, dass die 15-Fenster-Variante in DE nur mit den "Samba"-Zierleisten ausgeliefert wurde. Entscheidet ihr euch aber von vorneherein für einen Brulli in der Luxo-Variante ist zumindest dieser Leistensatz schon am Fahrzeug.
Wenn man nun aus diesen Angaben ein Schnittdiagramm malt kommt man zu dem Schluß, dass es durchaus möglich wäre einen Brulli zumindest optisch so in Richtung DE-Modell hinzubekommen, dass er wohl für die Wenigsten als Solcher zu erkennen ist. Klar, er wird dadurch mitnichten "originaler". Aber dem Fahrspass - wenn man davon in einem T1 überhaupt reden kann


Ankauf:
Erstmal ein Disclaimer: Ich kann natürlich keine rechtlich bindenden Angaben hierzu machen; möchte aber meine Erfahrung gerne weitergeben.
Seid Euch bitte bewusst, dass es der derzeitige Hype um T1en schon vor einiger Zeit auch bis in die hinterletzten Winkel des Amazonasgebietes geschafft hat. Das hat bereits vor vielen Monaten zu einem merklichen Anstieg der aufgerufenen Preise für VW Kombis in BRA geführt; nicht zuletzt, da auch viele amerikanische und europäische Händler den Braten gerochen haben und wie wild den brasilianischen Markt leerkaufen um damit ihre Heimatmärkte zu überschwemmen. Gefühlt sind seit Monaten mindestens die ersten 3 Seiten auf mobile.de ausschließlich importierte Brullis, mit Ausnahme von einigen deutschen Angeboten vielleicht, die rostbedingt aber eigentlich nur noch die Aura eines T1 zum Inhalt haben...
Aber auch einfach Mal selbst http://www.mercadoilvre.com.br (ML) aufrufen und nach einem "VW Kombi antiga" zu suchen, bedeutet noch lange nicht, dass man sein Wunschfahrzeug auch so einfach nach Deutschland bringen kann. In Brasilien ist es Privatpersonen nur recht schwer möglich ein Fahrzeug aus Brasilien zu Exportieren. Hierzu wird eine Exportlizenz benötigt, die wohl nur die wenigsten brasilianischen oder dann deutschen (Vor-/Neu-)Brulli-Besitzer mitbringen dürften. Damit ist es dann ohnehin nur eine Frage der Zeit bis man zwangsläufig bei einer Art gewerblichem Autohändler oder einer Exportagentur landet (nicht zuletzt wohl auch weil die Behördengänge echt nervig sind, sagt ein Freund von mir, der dort lebt). Beim "Gewerblichen" zu kaufen muss aber nicht unbedingt etwas "Schlechtes" bedeuten, ganz im Gegenteil: hat er die notwendige Exportlizenz spart man sich die notwendigen und nervigen Behördengänge, auch wenn das natürlich mit höheren Kosten als von privat verbunden ist.
Warnung!
Spätestens jetzt ist es jedoch an der Zeit jedem potentiellen Interessenten eines Brullis die Illusion zu rauben, dass man mit einem Brulli ein Wahnsinns-Schnäppchen machen kann ("...weil ja alle anderen Leute, die "teure" DE-T1en kaufen, blöd sind"). Ein T1, egal ob aus DE oder BRA, ist mehrheitlich ein altes Auto - auch wenn Oldtimer meist besser klingt - und unterliegt damit den entsprechenden Gesetzmäßigkeiten. Man weiß einfach nie, was einem Auto in seiner 40-50jährigen Lebenszeit so alles widerfahren ist und mit welcher Akribie der damalige Besitzer Beschädigungen reparieren ließ. Das sieht man im wahrsten Sinne des Wortes erst wenn der Lack ab ist. Und was darunter - gerade in einem Land wie Brasilien - alles zu finden sein kann, brauch ich glaube ich nicht näher auszuführen...
In Brasilien war ein VW Kombi Zeit seines Lebens vor allem eines: ein relativ günstiges Arbeitstier. Ich vermute, das war auch in amerikanischen Surfer-/ und Studentenkreisen vor etlichen Dekaden der Hauptgrund für den Ankauf eines gebrauchten "Microbus". Leider ist deshalb auch davon auszugehen, dass bei der Beseitigung von Rost- oder Unfallstellen nicht unbedingt immer die VW Fachwerkstätte hinzugezogen worden ist und Reparaturen ausschließlich mit Originalteilen erfolgt sind...
Ihr werdet einen T1, in seiner Eigenschaft als altes Auto - unabhängig vom Herkunftsland - wohl in jedem Fall restaurieren müssen. Der Arbeitsaufwand und die -kosten sind dabei für einen Brulli ziemlich genau die gleichen wie für ein DE-Modell. Lediglich der Einstandspreis dürfte ein anderer sein. Dies nur um es Euch noch Mal in's Bewußtsein zu rufen.
Extrem wichtig ist, dass ihr beim Kauf auch die Dokumente und den Status der Strafzettel überprüft (egal ob Kauf von privat oder vom Händler!!!). Die Registrierung jedes in BRA zugelassenen Fahrzeugs muss jährlich verlängert werden. Das hat vorallem den Hintergrund, dass dadurch sichergestellt wird, dass die KFZ-Steuern, Versicherung, etc. auch wirklich bezahlt wurden. Eventuelle Strafzettel werden in einem Register des DETRAN festgehalten. Jeder Bundesstaat hat sein eigenes DETRAN. Checkt also vor einem Kauf (das geht online) mit den Angaben ("codigo RENAVAM") aus dem Certificado de Registro, dass diese auch wirklich bezahlt wurden. Sonst holt das Amt die rückständigen Beträge von Euch bei der Umschreibung! Hier ein Beispiel für Sao Paulo:
http://www3.prefeitura.sp.gov.br/multas ... navam.aspx
Ich gehe nicht auf den genauen Ablauf der Übertragung/ Austellung der Exportpapiere ein, weil ich nur raten kann dies von einer Agentur/ Händler erledigen zu lassen, bzw. möchte dass sich jeder selbst darüber informiert.
Nachtrag:
In meinem Fall hat mein Verkäufer die Ausfuhr des Fahrzeugs zum Anlass genommen, den Brulli gleich endgültig aus dem brasilianischen Fahrzeugregister löschen zu lassen. Damit ist aber auch eine Wiederzulassung in Brasilien nicht mehr möglich.
Innerhalb dieses Vorgangs, dem sogenannten "Baixa definitiva", werden dann die Nummernschilder und der originale Fahrzeugbrief (CRV) eingezogen. Im Gegenzug erhält man ein einfaches Bestätigungsschreiben aus dem dies hervorgeht. Wichtig ist in diesem Fall, dass Euch der Verkäufer/die Exportagentur dieses Bestätigungsschreiben des zuständigen DETRAN-Büros auch tatsächlich übergibt. Nur damit lässt sich nachweisen, dass gar kein Originalbrief mehr existiert. Dieses Blatt Papier erspart Euch seeeehr viele Fragen und Arbeit bei der Neuzulassung in Deutschland!
Ich habe mich 2 Wochen durch sämtliche Stellen beim KBA, Brasilianischen Konsulat und der Polizei von Sao Paulo durchtelefoniert, bis ich darauf gekommen bin, dass innerhalb der Löschung dieses Schreiben erstellt wird.
Ich habe aber auch schon davon gehört, dass es auch Brullis in DE zu kaufen gibt bei denen irgendwie geartete Papiere dabei sind. So wie ich es mitbekommen habe, dürfte es sich hierbei allerdings "nur" um ein soganntes CRLV (Fahrzeugschein) handeln. Eine Aussage meiner Zulassungstelle lässt zumindest vermuten, dass dort der Unterschied zwischen CRV (Fahrzeugbrief) und CRLV (Fahrzeugschein) nicht wirklich bekannt ist. Dort wurde die Erteilung eines deutschen Briefs, respektive Zulassungsbescheinigung, augenscheinlich auf Basis dieses Dokuments durchgeführt. Der Eigentumsnachweis wird in Brasilien jedoch über das CRV (Fahrzeugbrief) geführt...
Transport und Verzollung:
Meist bieten Euch diese Agenturen auch den Schifftransport an. Ich habe festgestellt, dass in meinem Fall das Angebot deutlich unter denen war, die ich eingeholt habe. Fragt nicht warum, aber ein Containertransport von einer Privatperson scheint per se teurer zu sein als von einem gewerblichen Kunden. Meine Angebot waren bspw. so um die € 1.800-2.400. Mein Händler hat den Transport in einem 20"-Container für € 992 CIF Bremerhaven hingebracht (+ nochmal ~€ 300 für den Landtransport zum Hafen und die Abwicklung vor Ort).
Ist der Container dann im Bestimmungshafen geht es um das Löschen und die Verzollung. Irgendwo hatte ich gelesen, dass es für Oldtimer einen speziellen Zolltarif gibt (Zolltarifnummer 9705). Dabei werden beim Import 0% Zoll und nur 7% Einfuhrumsatzsteuer fällig! Cool, das wollte ich haben.
Da es mir aber zu heikel war, durch einen eventuellen Fehler meinerseits nicht in den Genuß dieses Tarifs kommen zu können (regulär sind es 10% Zoll + 19% Einfuhrumsatzsteuer), habe ich diese Angelegenheit von einer Agentur vor Ort durchführen lassen. Das waren nochmal € 325 für das Löschen und Hafenhandling und € 125 für die zollrechtliche Bearbeitung. Hat sich unterm Strich aber mehr als gerechnet.
Mehr zur gesamten Thematik, wenn ich neue Infos oder Kenntnisse habe.
Es grüßt aus der wahrscheinlich schönsten Stadt der Welt,
Der Tom