Erfahrungen mit T3 LBX bei arktischen Klima

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Lischkomat
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Erfahrungen mit T3 LBX bei arktischen Klima

Beitrag von Lischkomat »

Hallo zusammen,

ich plane im Februar/März 2023 mit meinem 42 Jahre alten T3 Westfalia mit 2l Luftboxer (CU) die Polarlichter zu jagen. Grobes Ziel ist schwedisch Lapland. Hat jemand hier im Forum bereits Erfahrungen gemacht oder kennt jemanden so etwas mal gemacht hat. Mir geht es nicht um Reiseberichte sondern um das Verhalten des T3(keine WBX!) oder auch T2 mit LBX bei minus 30 Grad, z.B. Startprobleme, ist Vergaservereisung ein Thema, reicht 10W30, wie sieht es mit Getriebeöl aus.

Vor 40-50 Jahren wurden doch bestimmt ein paar T2 oder T3 mit Luftboxer nach Skandinavien verkauft und die haben doch auch im Winter funktioniert, vielleicht nicht so komfortabel wie heute aber sind auch vom Stockholm nach Alta bei -38°Celsius gekommen ...oder auch nicht !

Ich freue mich über Eure Antworten/Tipps
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Atlantik90
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Re: Erfahrungen mit T3 LBX bei arktischen Klima

Beitrag von Atlantik90 »

So lange deine Ausrüstung im Motorraum komplett ist wie original, ist Vergaservereisung kein Problem.
Ich kenne den Betrieb der Luftis aus der Zeit als auch bei uns im Winter noch Temperaturen unter minus 20°C waren und auch den Betrieb im alpinen Bereich. Wir hatten damals als Bautruppwagen 2L-T3-Lufties. Die waren allerdings 1980 auch noch nagelneu.

Du brauchst
- eine Standheizung,
- eine sehr gute Batterie und besser noch eine 2.-Batterie unter dem Fahrersitz im Kasten (die größten, die in den Sitzkasten passen). Der Vorteil beim Benziner ist, dass die Batterien im beheizten Innenraum sind.
- einen wirklich intakten Anlasser ev. etwas höherer Leistung.
- die Mehrausstattung mit der 65A/910W-Lima wäre sinnvoll (es geht aber auch mit der 45A-Lima bei konsequentem Stromsparen).
- eine gute Vorbereitung des Fahrzeugs mit einem guten 0w30- oder 0w40-Motoröl (das sollte aber im Sommer nicht mehr drin sein), damit der Anlasser deinen Motor auch bei minus 35°C durchdreht und ein 75W90-Getriebeöl (Das Getriebe kuppelt man beim Starten ja aus. Da geht es um die Schaltbarkeit).
- Nimm Ersatz für den Keilriemen mit, denn Gummi mag es nicht gerne so kalt und wird dann brüchig.
- Fremdstartkabel für den Notfall (den eigenen und fremden)
- Schneeketten
- Schaufel
- Starthilfespray mit Äther (nicht ersatzweise Bremsenreiniger)

Du darfst nicht:
- eine große Soundanlage betreiben,
- die heizbare Heckscheibe nutzen,
- eine Flutlichtanlage installieren,
damit deine Batterien während der Fahrt auch geladen werden.

Und genieße den Vorteil, dass Luft nicht einfriert.
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Re: Erfahrungen mit T3 LBX bei arktischen Klima

Beitrag von Lischkomat »

Supergut, vielen Dank für die ausführliche Antwort, genauso habe ich mir das vorgestellt :-)

Mein Bus ist nicht mehr nagelneu aber unverbastelt in Serienausstattung ohne Schnickschnack, keine Soundanlage, keine Heckscheibenheizung, kein Lüftungsgebläse. Beide Batterien (Exite Premium 61Ah) neuwertig von 06/2022 und ich werde eine dritte als Backup mitnehmen. Thermostat neu und die Klappe am Luftfilterkasten überprüft. Was ist mit einen wirklich intakten Anlasser ev. etwas höherer Leistung gemeint.

Gibt es noch etwas zu beachten beim empfohlene Öl 0W30 oder 0W40, irgendein Vollsynthetisches modernes Öl oder gibt es was für Oldies als Mineralöl ? Das Getriebe wurde letztes Jahr von Frank Booten, Erftstadt generalüberholt und mit Modul 75W90 ÖL aufgefüllt.

Im Camper hat vor ca. 20 Jahren eine Truma E2400 Standheizung (Gas) die serienmäßige Eberspächer ersetzt. Teilweise Doppelverglasung und/oder ISO-Matten an den Scheiben und zusätzliche Dämmung mit Armaflex. Als Plan "B" dient ein Polarschlafsack oder Hotel.
Wassertank und Zuleitungen sind und bleiben während der Tour entleert.

So das wars vorerst, die Vorfreude wächst :sun
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Atlantik90
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Re: Erfahrungen mit T3 LBX bei arktischen Klima

Beitrag von Atlantik90 »

Mit deiner Gasheizung viel Spaß bei der Besorgung von Ersatzgas in Schweden. Die Gasheizung braucht bei Volllast ca. 200g je Stunde - und bei -25°C läuft die dann auch dauernd Volllast. Eine 11 kg-Flasche reicht dann gerade mal 2 Tage.
Und hast du Tank oder Flasche? Bei Tank unter dem Fahrzeug geht die Heizung auch mit Propan bei Temperaturen unter minus 35°C nicht mehr (möglicher weise schon eher), weil sich nicht mehr genug Druck aufbaut. Und bei minus 42,1°C bleibt es flüssig in der Flasche/Tank. Bei Flasche im Innenraum sieht das anders aus. Mit LPG im Tank aus der deutschen Gastankstelle ist wegen des Propan-Butan-Gemisches schon eher Schluss)
Mit einer Kraftstoffheizung - in deinem Fall Benzin - bist du da besser bedient, weil dann ein Liter etwa 3,5 Stunden reicht und die Beschaffung problemlos ist.
Denke an die Mitnahme von Flaschenadaptern (Regleradapter: schwedisches Flaschengewinde AG M 14 x 1,5) und bei Tank an Tankadapter (Schweden: DISH-Euroadapter)

Anlasser: Beim Lufti passen meines Wissens auch die neueren Anlasser aus den WBX. Da gibt es welche mit 0,8 kW und 0,95 kW Leistung.
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Re: Erfahrungen mit T3 LBX bei arktischen Klima

Beitrag von Lischkomat »

Das sind ja mal Infos die ich nicht erwartet hätte, Super, vielen Dank schon mal vorab.
Lischkomat
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Re: Erfahrungen mit T3 LBX bei arktischen Klima

Beitrag von Lischkomat »

Kurzes Fazit nach der Tour.

Der gute Lufti hat die insgesamt 5000 km davon 3000 km auf Schnee/Eis gut funktioniert. Wir haben meistens auf Campingplätzen mit Landstrom den Bus mit einem einfachen 2KW Elektrolüfter schön eingeheizt. Einmal bei minus 17 Grad war das 10W30er Öl so zäh dass der Anlasser nicht schnell genug drehte um den Motor zu starten. Nach 30 Minuten mit dem Haarfön in der Motorklappe und dem Heizlüfter unterm Motor startete er wieder, dank Landstrom.

Lappland im Winter mit T3 ist so gut machbar, dass wir für Februar 2024 wieder die Fähre nach Helsinki gebucht haben um noch mehr Polarlichter einzufangen.

Dann werde ich mit vollsynthetischen 0W40 Öl und mit Spikes starten.

Ich wünsche allen Nachahmern viel Erfolg .
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bernd68
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Re: Erfahrungen mit T3 LBX bei arktischen Klima

Beitrag von bernd68 »

Moin,

schön das es geklappt hat.

Wie waren die Temperaturen in der Nacht und am Tag?

Du hast im Bus geschlafen. Hattest Du morgens viel Eis im Auto besonders nachdem Du die E-Heizung aus gemacht hast. Die Lufti-Heizung hat die Scheiben frei halten können und auch beim Fahren den Bus warm bekommen?
ich war mal mit dem Syncro da oben und hatte zwei Standheizungen welche die ganze Zeit liefen und so ging es einigermaßen. Es waren halt auch teilweise über -40 C in der Nacht und am Tag so -20-15 C Der Diesel lief die ganze Zeit durch.
Das Aufstelldach ist in diesen Situationen ein offenes Scheunentor (in eingeklapptem Zustand) - da drückt die Kälte ins Auto man mag es nicht glauben....

Gruß Bernd
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Re: Erfahrungen mit T3 LBX bei arktischen Klima

Beitrag von Lischkomat »

Moin Bernd,

bei unserer Tour waren -20 Grad die tiefsten Temperatur. Mit einem Polar-Schlafsack haben wir zum Schlafen nachts die Heizung komplett ausgeschaltet, nur im Gesicht war die Kälte zu spüren. Ein Schlauchschal übers ganze Gesicht hat super funktioniert. Am Morgen dann wieder geheizt und bei Wohlfühltemperatur gefrühstückt. Die Feuchtigkeit im Bus hielt sich in Grenzen, durch die T3 Aussenisolierung Thermo Abdeckung Fahrerhaus war morgens kaum bis kein Eis an den Scheiben. Die Kältebrücke „Aufstelldach“ wurde durch die ausgeklappte Bettplatten mit Polster und den Restspalt mit einer zurechtgeschnittenen Isomatte halbwegs eingedämmt. Ansonsten nach dem Frühstück beim Zusammenpacken immer gut gelüftet, teilweise wenn der Wind gut stand mit laufenden Motor.

Beim Fahren hat die Lufti Heizung bei -10 -15 Grad nicht mehr die gewohnte Leistung aber immer ausgereicht. Man fährt ja auch nicht mit Flipflops und T-Shirt :-)

Meine Frau und ich sind auch definitiv keine Survival-Freaks. Anstatt Komfort lieber Natur mit Polarlichter !!!

Gruß Volker
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*Wolfgang*
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Re: Erfahrungen mit T3 LBX bei arktischen Klima

Beitrag von *Wolfgang* »

In jedem Fall danke für Deine Erfahrungen, interessant zu lesen! Wünsche Dir bei der nächsten Tour viel Spaß und daß auch dann alles glatt geht!
Viele Grüße

Wolfgang

T3 - der fahrbare Wohncontainer...
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